Reges Interesse am Fernwärmeprojekt in Muri-Gümligen

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Fernwärme

An der gut besuchten Informationsveranstaltung vom 19. Juni 2025 im Mattenhofsaal informierten die Gemeindebetriebe Muri (gbm) und der Gemeinderat umfassend über den aktuellen Stand des in zwei Phasen gegliederten Generationenprojekts. Dabei wurde deutlich: Das Basisprojekt läuft bereits erfolgreich und hat schon viele Kundinnen und Kunden. Für das Erweiterungsprojekt ist die Machbarkeit bestätigt. Angesichts der Kosten und des öffentlichen Mehrwerts soll die Bevölkerung Ende 2026 über eine temporäre Anschubfinanzierung abstimmen.

Das Ziel lautet: Energiewende mit Mehrwerten

gbm-Verwaltungsratspräsidenten Daniel Trüssel und Gemeindepräsident Jan Köbeli begrüssten die zahlreichen Interessierten im Mattenhofsaal und die Zuschauerinnen und Zuschauer, die den Anlass online verfolgten.

Es zeichnete sich schon länger ab, dass die hohen Treibhausgasemissionen von Erdgas nicht mit dem Netto-Null Ziel 2050 des Bundes vereinbar sind und dass der Einsatz von Erdgas im privaten Wärmebereich ein Ablaufdatum hat. Entsprechend erteilte der Gemeinderat den gbm bereits 2018 den Auftrag, ein nachhaltiges Ersatzangebot für den Verkauf von Gas zu entwickeln.

Die Alternative heisst Fernwärme. Damit profitiert die bisherige Gas-Kundschaft weiterhin von einem Wärmeangebot, das wirtschaftlich attraktiv und zudem ein «Sorglos-Paket» ist. Sorglos deshalb, weil keine eigene Heizung mehr angeschafft und unterhalten werden muss. Die gbm ersetzen mit der Fernwärme das wegfallende Gasgeschäft und können den zukünftigen Gasrückzug finanzieren.

Laut Geschäftsleiter André Schneider haben die gbm das Gesamtkonzept planerisch in Absprache mit dem Gemeinderat in ein Basisprojekt und ein Erweiterungsprojekt aufgeteilt. Dies trägt den unterschiedlichen Terminplanungen und den Anforderungen bezüglich Finanzierung Rechnung.

 

Das Basisprojekt ist bereits in Umsetzung

Das Basisprojekt wird von den gbm eigenständig finanziert und ist mit bisherigen Investitionen von rund 11 Millionen CHF bereits in der Umsetzung. Als erneuerbare Wärmequelle wird lokales Holz eingesetzt. Die gbm haben bereits frühzeitig bei einem Berner Holzlieferanten sichergestellt, dass das nötige Schnitzelgut über viele Jahre hinweg zur Verfügung steht.

Nach Bauabschluss werden sieben Gebiete in Muri-Gümligen mit Fernwärme versorgt. Der Betrieb erfolgt über zwei Holzschnitzel-Heizzentralen. Diese werden ergänzt mit vier Gas-/Biogas-Heizzentralen, die nur an sehr kalten Tagen oder bei Wartungsarbeiten zum Einsatz kommen.

Per Anfang Mai 2025 haben die gbm den bestehenden Nahwärmeverbund Thoracker mit einer Holzschnitzel- und Gas-Heizzentrale von verschiedenen institutionellen Anlegern sowie privaten Eigentümerinnen und Eigentümern übernommen. Die Akquisition passt optimal ins Fernwärmekonzept der gbm. Einerseits gewinnen die gbm rund 2000 Kundinnen und Kunden dazu, andererseits passen die übernommenen Heizzentralen perfekt ins Fernwärmenetz. Der operative Zusammenschluss wird 2026 erfolgen.

Die zweite Holzschnitzel-Heizzentrale ist an der Feldstrasse 55 bei der Sammelstelle Bigler geplant; aktuell läuft das Bewilligungsverfahren. Der gesicherte Standort nahe der Autobahnausfahrt Muri-Gümligen ist sowohl verkehrstechnisch als auch städtebaulich ideal. Die Wärmelieferung soll per Winter 2027 aufgenommen werden.

Die gbm haben im Basisprojekt bereits rund 170 Anschlussverträge unterzeichnet, womit rund 50 Prozent der zukünftigen Wärmelieferkapazität bereits verkauft sind. Neben dem Nahwärmeverbund Thoracker hat sich auch die Wärmeverbund Siloah AG für die Integration ins Fernwärmenetz der gbm entschieden. Die Firma versorgt unter anderem das Gesundheitscluster auf dem Siloah-Areal mit seinen rund 800 Arbeitsplätzen mit Wärme. Dies unterstreicht die grosse Nachfrage seitens der Eigentümerinnen und Eigentümer und die attraktiven Konditionen beim Angebot Fernwärme.

Für die Erstellung des Basisprojekts investieren die gbm eigenständig 45 Millionen Franken. Das hohe Interesse der Kundschaft, insbesondere von Seiten der Besitzerinnen und Besitzer grösserer Liegenschaften mit hohem Energiebedarf, unterstreicht die Finanzierbarkeit des Basisprojekts.

Machbarkeit bestätigt: Das Erweiterungsprojekt bringt entscheidende Vorteile

Die Gemeinde Muri hat den unschätzbaren Vorteil, dass zwei eiszeitliche Wasserleiter oberhalb der Aare verlaufen. Umfassende geologische Untersuchungen haben bestätigt, dass sich die wasserführenden Schichten im Gebiet Mettlen zur Wärmegewinnung eignen. Dabei handelt es sich nicht um Trinkwasser und die Nutzung für eine Tiefengrundwasser-Heizzentrale ist mit bewährter Technik möglich.

Eine solche Heizzentrale funktioniert im übertragenen Sinn wie eine grosse Erdsondenheizung für viele Liegenschaften. Sie soll dereinst mehrheitlich unterirdisch im Manneried, am Ende der Pourtalèsstrasse, realisiert werden. Beim Betrieb würden aus 1 kW Strom 3,5 kW Wärme resultieren, was einem Energiegewinn von Faktor 3,5 entspricht. Dank dem Tiefengrundwasser könnte die Nutzung der Holzschnitzel-Heizzentralen auf die Wintermonate beschränkt werden.

Mit dem Bau der Tiefengrundwasser-Heizzentrale könnten zudem noch zusätzliche Fernwärmegebiete durch Netzerweiterungen erschlossen werden, so dass rund 2/3 der Muri-Gümliger Bevölkerung vom Angebot Fernwärme profitieren würden. Oder anders gesagt: 60 Prozent der privaten Wärmeversorgung könnte durch erneuerbare Fernwärme abgedeckt werden. Dies entspricht einer CO2-Einsparung von 8’000 bis 11’000 Tonnen pro Jahr – ein grosser Schritt in Richtung Netto-Null Ziel der Gemeinde.

Laut der Gemeinderätin für Energie und Umwelt, Gabriele Siegenthaler Muinde, hat das Erweiterungsprojekt noch weitere Vorteile: Dank zwei nachhaltigen Energiequellen ist die Versorgungs- und Preisstabilität langfristig sehr hoch und das Projekt erreicht auch einen hohen Grad bei der Eigenversorgung. Ganze 65 Prozent der Wärme würden aus dem Tiefengrundwasser geschöpft. Mit der ebenfalls vorgesehenen Wärmespeicherung eröffnen sich zusätzliche Möglichkeiten, um beispielsweise überschüssigen Photovoltaik-Strom im Sommer sinnvoll nutzen zu können. Denkbar ist bei genügender Energiemenge auch ein Ausbau in Richtung Stadt Bern. Energie Wasser Bern (ewb) hat ihr Interesse bei der gbm bereits angemeldet.

Mit rund 52 Millionen Franken übersteigen die Kosten des Erweiterungsprojekts die finanziellen Möglichkeiten der gbm. Angesichts des hohen öffentlichen Nutzens prüft der Gemeinderat eine temporäre Anschubfinanzierung seitens der Gemeinde. Höhe, Form und Rückzahlungsmodalitäten sind zurzeit in Abklärung. Parallel dazu lässt der Gemeinderat die finanziellen und technischen Annahmen des Fernwärmeprojekts extern überprüfen. Dies gehört zu einer sauberen Geschäftsvorbereitung bei einem Generationenprojekt dazu. Eine Volksabstimmung über die temporäre Anschubfinanzierung soll voraussichtlich Ende November 2026 stattfinden.

Plan
Basis- und Erweiterungsprojekt im Vergleich

Viele Fragen und viel Interesse

Zum Abschluss der Veranstaltung leitete Daniel Trüssel, Verwaltungsratspräsident der gbm, die Fragerunde. Zahlreiche Fragen zum konkreten Angebot, dem Anschlussperimeter und zum Funktionieren der Fernwärme konnten beantwortet werden. André Schneider, Geschäftsleiter der gbm, warb um Verständnis, dass der Netzausbau seine Zeit braucht und sich nach der Finanzierbarkeit richten muss. Für das präsentierte Fernwärmekonzept gab es auch Komplimente aus dem Publikum. Zum Abschluss hob Daniel Trüssel nochmals die Vorteile hervor und Gemeindepräsident Jan Köbeli unterstrich seine Unterstützung für das Erweiterungsprojekt.