Tiefengrundwasser – eine mögliche Energiequelle für das Fernwärmenetz von Muri-Gümligen

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Fernwärme

Beim Betrieb der für das Fernwärmenetz von Muri-Gümligen notwendigen Heizzentralen wollen die gbm auf klimafreundliche Energieträger setzen. Für den Betrieb von zwei Grundlastzentralen fiel die Wahl zunächst auf Holz. Im Laufe der Projektentwicklung kam eine vielversprechende innovative und zukunftsträchtige Energiequelle dazu – die Tiefengrundwassernutzung.

Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit im Fokus

Nebst dem Anspruch an die Nachhaltigkeit der Energieträger hat die Versorgungssicherheit für die gbm höchste Priorität. Durch den Einsatz verschiedener Energieträger können Abhängigkeitsrisiken, Lieferengpässe oder Betriebsunterbrüche reduziert werden.

 

Chancen für ein grosses Energiepotenzial beim Tiefengrundwasser

Nach eingehender Analyse fiel die Wahl für eine weitere Grundlast-Zentrale auf den Energieträger Tiefengrundwasser. Dabei wird das gleiche Prinzip wie bei einer Erdsondenheizung für ein Ein- oder Mehrfamilienhaus angewendet. Genutzt werden tiefe Wasserschichten im Untergrund, die eine konstante Temperatur aufweisen. Das Tiefengrundwasser ist durch mehrere wasserunlöslichen Schichten vom ersten oberflächennahen Grundwasserstockwerk getrennt. Letzteres wird durch die Nutzung des Tiefengrundwassers nicht beeinträchtigt. In Muri-Gümligen versprechen die geologischen Kenntnisse ein grosses nutzbares Volumen im Manneried.

 Konzeptionell könnten 60 % des Energiebedarfs des Fernwärmenetzes durch die Nutzung von Tiefengrundwasser gedeckt werden. Die wichtigsten Vorteile:

  • Nutzung der Wärme auf konstantem Temperaturniveau – d. h. insbesondere auch im Winter bei erhöhtem Wärmebedarf
  • Konstante Verfügbarkeit, d. h. keine Volatilität wie bei Solar- und Windenergie
  • Lokale Verfügbarkeit, d. h. Unabhängigkeit von Importen und keine Transporte wie zum Beispiel bei Erdgas oder Heizöl
  • Geringe Verkehrsbewegung für Wartung und Unterhalt
  • Seit über 30 Jahren bewährte Technologie
  • Kostengünstige und emissionsfreie Wärmequelle

Fazit: Tiefengrundwasser kann eine sichere und stabile Wärmequelle für das Fernwärmenetz von Muri-Gümligen sein.

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Sondierbohrungen im Manneried

In Muri-Gümligen wurden aufgrund der Ergebnisse seismischer Untersuchungen verschiedene Standorte auf ihre Eignung für die Realisierung einer Tiefengrundwasser-Heizzentrale geprüft. Dabei zeigte sich, dass der Standort Manneried unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien eine besondere Eignung verspricht. Seit Anfang März werden an diesem Standort Sondierbohrungen bis in eine Tiefe von 300 Metern durchgeführt. Damit können die gbm prüfen, ob tatsächlich genügend Energiepotenzial für den Betrieb einer Tiefengrundwasser-Heizzentrale vorhanden ist.

 Es werden zwei Bohrstellen angelegt. Mit einer Erkundungsbohrung wird der Untergrund des tiefen Grundwasserleiters untersucht. Mit einer zweiten Bohrung wird ein temporärer Brunnen für einen Pumpversuch erstellt, um die potenziell verfügbare Energiemenge zu messen. Im positiven Fall kann später über eine dritte Bohrung ein erster fester Brunnen für die spätere Wärmenutzung erstellt werden.

 Die Ergebnisse der Sondierbohrungen werden bis Ende Sommer 2024 vorliegen. Danach wird entschieden, ob das Projekt weitergeführt werden kann. Die gbm werden darüber informieren.

 Für den Fall, dass die Sondierbohrungen positive Ergebnisse ergeben, hat Energie Wasser Bern (ewb) Interesse an einer möglichen Zusammenarbeit bei der Nutzung des Tiefengrundwassers signalisiert. Dieses könnte vom ewb für die Versorgung von Bern Süd/Ost (Weltpost) genutzt werden.

Tiefengrundwasser Karte

Der Energieträger Tiefengrundwasser

Tiefengrundwasser ist Grundwasser, das grossflächig von gering durchlässigen Schichten überdeckt ist, vom ersten Grundwasserstock abgetrennt ist und nicht unmittelbar durch Versickerung von der Oberfläche her gespeist wird. Es liegt je nach geologischen Randbedingungen in Tiefen von mehreren hundert Metern bis maximal 3000 Metern und weist eine Verweilzeit von mindestens mehreren Jahrzehnten auf. Im Gebiet Manneried kann mit einer konstanten Temperatur von gleichbleibend +15 °C gerechnet werden. Für die thermische Nutzung des Grundwassers werden in der Regel zwei oder mehr Brunnen gebaut, einer bis zwei für die Entnahme und einer für die Rückführung. Das thermische Prinzip ist das gleiche wie bei einer Erdsondenheizung. Das heisst es wird Wärme entnommen und für das Fernwärmenetz genutzt und das dabei um ca. +3 °C abgekühlte Wasser wird wieder in die tiefe Grundwasserschicht zurückgeführt. Im Gegensatz zur Geothermie wird beim Energieträger Tiefengrundwasser nicht auf Gesteinsschichten zugegriffen.

Auskunft

gbm Team Calame Rene
René Calame
Leiter Energie und Wärme, Mitglied der Geschäftsleitung
Haben Sie Fragen zu den Sondierbohrungen Tiefengrundwasser im Manneried?